Pädagogische Leitlinien und Unterrichtsarbeit

In diesem Kapitel werden zuerst die Veränderungen der Kindheit beschrieben, woraus sich die Prinzipien der Unterrichtsarbeit entwickeln. Nach den Erläuterungen zu den daraus resultierenden Konsequenzen für die Unterrichtsarbeit werden zum Schluss die schulspezifischen Schwerpunkte dargelegt.

1. Veränderte Kindheit

Die veränderten Voraussetzungen, mit denen die Kinder in die Schule kommen sind begründet:

  • in den veränderten Familienstrukturen (Kleinfamilien, zum Teil Berufstätigkeit beider Elternteile, Zunahme alleinerziehender Elternteile). Oft übernehmen die Großeltern oder Institutionen und Tageseltern die Betreuung.
  • im Fortschreiten des Technikzeitalters.

    Der zunehmende Einfluss der Technik und des Computerwesens hat auch den Spielzeugmarkt, selbst schon für Kleinkinder, nachhaltig beeinflusst. Viele sinnliche Erfahrungen werden nicht mehr ausreichend gemacht, weil Technikspielzeug, DVD, Fernsehen und Computer für Kinder ein Freizeitangebot darstellen, das einen großen Anreiz bietet. Ein ferngesteuertes Auto z. B. ist ein statisches Spiel. Die Kinder brauchen nicht mehr auf dem Boden zu sitzen, dem Auto nachzulaufen, sich Spiele auszudenken, andere Kinder in das Spiel mit einzubeziehen. Letztendlich ist lediglich die schnelle Reaktion und ein schnelles Bedienen der Tastatur oder des Joysticks vonnöten. Die meisten dieser Computer- oder Technikspiele habe stark strukturierte Spielregeln, deren Variation meist nicht möglich ist und die Kreativität der Kinder nicht mehr fordert. Dieses veränderte Spielverhalten hat Auswirkungen auf die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, auf die soziale Kompetenz und auf die Entwicklung der Grob- und Feinmotorik.
  • im Leistungszeitalter.

    In der heutigen Leistungsgesellschaft sollen die Kinder später die besten Ausgangsvoraussetzungen aufweisen können und so wird meist in frühester Kindheit damit begonnen, spezielle Begabungen und Fähigkeiten zu fördern. Neben der Bereitstellung speziellen Lern- und Spielmaterials wird die freie Zeit der Kinder verplant, um in verschiedenen Organisationen und Institutionen eben diese Fähigkeiten zu erlangen. So ist oftmals ein Verabreden mit Freunden, ein ungezwungenes Spielen ohne Zeitbegrenzung, ein Entspannen und Sich-Ausruhen nicht mehr möglich. Der sozial-emotionale Bereich der Erziehung rückt durch den kognitiven Bereich der Erziehung in den Hintergrund.
  • die Abnahme des Spielraumes und die Zunahme des Verkehrs.

    Zunehmend schränken sich die Möglichkeiten der Kinder ein, sich ihre Umwelt über ihre Sinne und ihren Körper zu erschließen, sie erfahrbar und nutzbar zu machen. Zudem wird der Spielraum durch die rasante Zunahme des Verkehrs und der Bebauung immer kleiner und begrenzter. Großräumige Spiel- und Bewegungsaktivitäten, intensive Körpererfahrungen und der freie Umgang mit den Möglichkeiten der Natur sind in den Hintergrund getreten.

 

2. Prinzipien der Unterrichtsarbeit

All diesen zuvor genannten Veränderungen in der Spiel- und Erlebniswelt, der Erziehung der Kinder und der immer weiter zunehmenden Technisierung muss im Unterricht Rechnung getragen werden. Ein inzwischen immer größer werdender Teil der Schüler verfügt über mangelnde soziale Kompetenzen, oftmals reduzierte Konzentrations-, Ausdauer- und Anstrengungsbereitschaft sowie aufgrund mangelnder Bewegungsangebote und -möglichkeiten über eine nicht gut ausgeprägte Grob- und Feinmotorik. All diese Defizite haben Auswirkungen auf das Lernvermögen der Kinder in den Lernbereichen und im sozialen Miteinander. Daraus resultierend müssen für einen effektiven und ansprechenden Unterricht Möglichkeiten und Bedingungen geschaffen werden, die diese Defizite gezielt aufarbeiten. Dabei werden folgende Prinzipien berücksichtigt:

2.1 Ganzheitliches Lernen

Beim Lernen bevorzugt der Einzelne bestimmte Sinneskanäle (z. B. das Hören, Sehen, Schreiben, Handeln oder Ausprobieren). Besonders der Unterricht in den Anfangsklassen ist ganzheitlich ausgerichtet und bietet speziell Lernen über alle Sinne und handlungsorientiertes Lernen an. So gehören zur Bewältigung von Lernproblemen zum Unterricht regelmäßige Konzentrations-, Entspannungs-, Stille- und Wahrnehmungsübungen sowie ein gezieltes Bewegungstraining im grob- und feinmotorischen Bereich (s. Förderkonzept). Dazu wurde im Keller des Schulgebäudes ein eigenständiger Bereich geschaffen, in dem gezielt ein Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Konzentrationstraining durchgeführt werden kann. Der Bereich kann von allen Klassen im Rahmen des gesamten Unterrichts genutzt werden.

2.2 Berücksichtigung und Anerkennung der Individualität des Kindes

Ausgehend von der individuellen Besonderheit jedes einzelnen Kindes wird der jeweilige Leistungsstand berücksichtigt und darauf basierend werden im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten differenzierte Lernangebote bereitgestellt. (s. Konsequenzen für die Unterrichtsarbeit, Förderkonzept)

2.3 Erziehung zur Selbstständigkeit, Verantwortung und sozialem Handeln

Unterricht ist auch immer als Erziehung zu verstehen, d. h. Lernsituationen sind so zu planen, dass die SchülerInnen zunehmend in die Lage versetzt werden, mitzudenken, mitzuplanen und mitzugestalten. So wird sachorientiertes und sinnstiftendes Lernen mit der Förderung von Handlungsbereitschaft und sozialer Verantwortung verbunden. Dadurch können individuelle Interessen vertieft bzw. durch differenzierte Lernangebote auch geweckt werden.

2.4 Klassenlehrerprinzip

Eine Klasse wird - soweit Schulaufsichtsbelange dem nicht entgegenstehen - wenigstens 2, in der Regel 4 Jahre (1./2. bzw. 3./4. Schuljahr ) von einer Lehrperson geführt (s. Schulorganisation). Aufgrund des längeren Zeitraumes, in dem die Lehrperson Bezugsperson für die Kinder und gleichzeitig Ansprechpartner für die Eltern ist, wird einerseits eine genaue Beobachtung des Lernfortschritts und des Leistungsstandes des Kindes sowie eine ggf. notwendige langandauernde Unterstützung ermöglicht. Andererseits ist ein Fundament für kontinuierliche Beratungs- und Informationsgespräche gegeben.

In den Klassen 3 und 4 wird verstärkt Fachunterricht erteilt, um einer Fixierung auf eine Lehrperson vorzubeugen.

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